1. Unternehmen übernehmen Verantwortung
Corporate Social Responsibility (CSR) ist auf der 2022 Agenda vieler Unternehmen sehr weit nach oben gewandert. Denn auch die letzte UN-Klimakonferenz in Glasgow hat erneut gezeigt, dass nachhaltiges Handeln kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist.
Viele Unternehmen sehen sich daher in der Verantwortung und möchten gezielt einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft leisten. Gleichzeitig werden sie auch durch Gesetze oder Regularien in die Pflicht genommen. Dazu gehört beispielsweise der korrekte Umgang mit Produkten, die elektrische Bauteile enthalten und in den meistenprivaten Haushalten zu finden sind: von Smartphones und Computern über Kaffeemaschinen bis zu Kühlschränken. Das Thema Elektroschrott ist ein wunder Punkt auf der europäischen und deutschen Nachhaltigkeits-Agenda. Laut Angaben des Bundesumweltministeriums fallen pro Jahr und Kopf 20 Kilo Elektroschrott in Deutschland an – das wären über 1,5 Millionen Tonnen insgesamt. Deutschland verfehlt auch das EU-Ziel von 65 Prozent für die Rücklaufquote von Elektronik – bisher werden hier nur 44,3 Prozent der Elektrogeräte und Komponenten recycelt. Das novellierte Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) sieht ab 2022 neue Pflichten zur Rücknahme von Elektro-Altgeräten sowie zur besseren Information der Verbraucherinnen und Verbraucher vor.
Recyceln ist ein wichtiger Schritt. Aber noch besser ist es natürlich, wenn Geräte länger im Gebrauch bleiben. Die „Obhutspflicht für Händler“ soll als Bestandteil des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) daher stärker gesetzlich verankert werden. Dazu zählt unter anderem das Verbot, Elektro- und Elektronikgeräte vor oder nach der Rücksendung an den Händler durch eine Entsorgung dem Markt zu entziehen, wenn diese nach einer Instandsetzung oder Wiederaufbereitung noch nutzbar wären. Viele Hersteller und Händler werden sich daher 2022 mit dem Thema Aufbereitung und Wiederverkauf von Elektro-Produkten beschäftigen müssen.
2. Verbraucher suchen gezielt nach nachhaltigen Anbietern
Das wachsende Bewusstsein für globale Umweltprobleme beeinflusst auch das Einkaufsverhalten der Konsumenten: 66 Prozent der Verbraucher in einer aktuellen CapGemini-Studie aus neun verschiedenen Ländern wählen Produkte oder Dienstleistungen auch aufgrund ihrer „Umweltfreundlichkeit“. Vor allem die jüngeren Käufer-Generationen bevorzugen Marken, die einen tieferen Sinn und Zweck authentisch und nachvollziehbar vertreten und verlangen auch von den Händlern ethisches Handeln. Die Haltung dieser Gruppe hat laut Einschätzung von Analysten massive Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten. Denn sie setze sehr bewusst ihren Einfluss und ihre Kaufkraft ein, um eigene Wertvorstellungen durchzusetzen.
Studien zeigen, dass immer mehr Verbraucher aktiv nach gebrauchten Produkten, B-Ware, wiederaufbereiteten und wiederverkauften Artikeln suchen: Sieben von zehn Befragten gaben an, dass sie den Kauf von gebrauchten, reparierten oder erneuerten Produkten ausprobiert haben oder dies vorhaben. 84 Prozent derjenigen, die es bereits ausprobiert haben, planen auch zukünftig auf diesem Weg einzukaufen. Noch deutlicher ist das Interesse, eine „Kreislaufwirtschaft“ aktiv zu unterstützen, bei der Generation Z und den Millennials: Fast acht von zehn Befragten gaben an, gebrauchte Produkte gekauft zu haben oder kaufen zu wollen.
Damit sind die Käufer selbst eine treibende Kraft für den Re-Commerce Boom, der besonders im Online-Handel Fahrt aufnimmt. Denn laut aktueller Statistiken kaufen 78 Prozent der Konsumenten gebrauchte Ware lieber online als im stationären Handel.
3. Geschäftspotenziale und neue Käufergruppen durch Markenpositionierung
Das eigene Markenimage mit sichtbar nachhaltigem Handeln ausbauen zu können, wird für Anbieter immer wichtiger, um sich bei gefragten Käufergruppen positionieren zu können. Der bewusste Umgang mit Ressourcen, wie zurückgesendeten Produkten, bietet im steigenden Wettbewerb des hart umkämpften Online-Markts eine gute Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben.
Gleichzeitig eröffnet das Re-Commerce-Geschäft die Möglichkeit, neue Käufergruppen für die eigene Plattform oder Marke zu gewinnen. Denn während 42 Prozent der Konsumenten gebrauchte oder Re-Commerce-Produkte kaufen, weil es ressourcenschonender ist, spielt auch der attraktive Preis eine entscheidende Rolle. 56 Prozent der Konsumenten möchten beim Kauf sparen, und 36 Prozent kaufen sich Produkte gebraucht, die sie sich sonst nicht leisten könnten.
Re-Commerce-Angebote bieten meist ein besonders attraktives Preis-Leistungsverhältnis. So können die Käufer beispielsweise ein Produkt mit einem kleinen Kratzer oder sonstigen marginalen Mängeln mit einem deutlichen Nachlass gegenüber dem fabrikneuen Pendant erwerben.
Zusätzlich ist der Re-Commerce-Verkauf von Rücksendungen, Warenüberhängen, oder der Verkauf von gebrauchten und beschädigten Produkten auch für die Anbieter profitabler als viele bisherige Praktiken. Beim traditionellen Abverkauf solcher Waren an Großabnehmer erzielen die Produkte oft weniger als 10 Prozent ihres ursprünglichen Wertes. Als Re-Commerce-Produkte können die Waren jedoch nach einer Qualitätsprüfung, Bewertung und ggf. Aufbereitung – In-House oder mithilfe eines spezialisierten Partners – sehr viel profitabler über Marktplätze, Auktionsplattformen oder eigene Webshops an neue Besitzer verkauft werden.